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Spezifische Regeln, die islamische Lebensführung betreffend

Im Bereich Krankenhaus und medizinische Behandlung ergeben sich für praktizierende Muslim*innen viele Fragestellungen, die ein profundes religiöses Wissen voraussetzen. Im Islam gelten beispielsweise bestimmte Hygienevorschriften oder z.B. auch bestimmte Schamgrenzen zwischen Männern und Frauen. Es besteht der Wunsch, wenn irgend möglich, von einem Arzt/einer Ärztin des gleichen Geschlechts behandelt zu werden. Unsichere Gebiete für Muslim*innen sind zumeist die Einhaltung der Essensvorschriften auch im Krankenhaus und die Frage, welche Inhaltsstoffe die Medikamente enthalten. Es geht hier um die islamische Kategorisierung in haram (verboten) und halal (=erlaubt). Beispielsweise ist Muslim*innen der Genuss von Schweinefleisch untersagt und somit auch die aus dem Schwein gewonnene Gelatine, welche aber wiederum ein häufiger Bestandteil von Nahrungsmitteln und Medikamenten ist. Genauso verhält es sich mit alkoholhaltigen Substanzen in Medikamenten oder auch im Krankenhausessen. Die Frage richtet sich danach, ob bestimmte Medikamente grundsätzlich erlaubt sind oder ob es Umstände gibt, unter denen es dennoch erlaubt ist, diese Medikamente zu nehmen obwohl sie unerlaubte Substanzen enthalten. In diesen Bereichen können Seelsorger*innen vermitteln oder den Patient*innen Lösungsmöglichkeiten aufzeigen. Des Weiteren werden ethische Fragen berührt, wenn es beispielsweise um Organspende  oder die Verfassung einer Patientenvollmacht geht, und die Betroffenen ihre Entscheidungen im Einklang mit ihrer Religion treffen wollen. 

Die Anforderungen an die muslimischen Seelsorger*innen gehen hier über den  seelsorgerlichen Beistand hinaus, sind aber gleichzeitig untrennbar mit einem seelsorgerlichen Gelingen verknüpft, da die „religiös konforme Absicherung“ eine Voraussetzung für einen seelischen und damit auch für einen physischen Stabilisierungs- und Heilungsprozess ist.

 

Angesichts dieser Notwendigkeiten werden unsere Seelsorger*innen grundlegend in islamischer Theologie und medizinethischen Fragestellungen ausgebildet. Schwerpunkt bilden die Bereiche der Theologie, die für diese Erfordernisse in der Praxis Voraussetzung sind. Vor diesem Hintergrund und der Tatsache, dass die heutige Medizin hochentwickelt und hochkomplex neue Behandlungen möglich macht, welche häufig ethischer Erwägungen bedürfen, gibt es für unsere Seelsorger*innen auch das Angebot, sich in einer speziellen Fortbildung in Medizinethik zu spezialisieren.

 

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