
Levent Sayginsoy
Projektleitung
Ich koordiniere die vielfältigen Projekte, bin mitverantwortlich für die Organisationsentwicklung und bemühe mich um eine vertrauensvolle Netzwerkarbeit mit unseren Kooperationspartnern.

Sabine Stoll
Administrative Verwaltung
Ich kümmere mich um die Entwicklung von Angeboten für Kinder, Jugendliche und Familien. In Planung sind z.B. ein muslimischer Kindergarten sowie eine Ehe-, Familien- und Lebensberatung.

Ilkay Colakoglu
Verwaltung
Ich leite unser Büro, die Verwaltung und die Buchhaltung und unterstütze unsere Leitung.

Carla Jahn
Praktikantin
Stellen Sie Ihr Team vor! Fügen Sie Bilder, Texte und Links hinzu oder verbinden Sie Daten aus Ihrer Kollektion.
Seelsorgerlicher Beistand für schutzsuchende Menschen
Seelsorge kümmert sich von ihrem Selbstverständnis her um verwundete Seelen. Stark belastete oder gar schwer traumatisierte Schutzsuchende bedürfen eines besonderen Schutzes, einer besonderen Sorge und Versorgung – körperlich und seelisch.
Akzeptanz und Empathie
Was unsere Seelsorger*innen leisten können, ist zunächst eine unbedingte Anteilnahme und ein mitfühlendes Verständnis für den individuellen Schutzsuchenden mit seiner individuellen Lebensgeschichte. Die Seelsorger*innen zeigen Unterstützung, stehen in dieser schwierigen Lebenslage zur Seite. Sie haben ein offenes Ohr in der Muttersprache der Hilfsbedürftigen, die sich in der deutschen Sprache noch überhaupt nicht verständigen können. Über die gemeinsame Sprache bekommen unsere Seelsorgenden leicht Zugang zu den Menschen und können ihr Vertrauen gewinnen. Diese Möglichkeit der Kommunikation in der eigenen Sprache allein bringt den Betroffenen schon Erleichterung. Die Möglichkeit, sich in der vertrauten Muttersprache problemlos und genau über alle Probleme und Bedürfnisse verständigen zu können, entlastet.
Kulturelle und religiöse Befremdung
Unsere Seelsorgenden haben Kenntnis von dem jeweiligen kulturellen und gesellschaftlichen Hintergrund, den die Schutzsuchenden jeweils mitbringen. Sie verstehen die Verhältnisse im Herkunftsland, und sie verstehen die Mentalität des jeweils hilfsbedürftigen Menschen. Bei religiös praktizierenden Menschen ist der gemeinsame islamische Glaube das Verbindende. Mit einer fremden Kultur alleine ist ein Zurechtkommen in der neuen Gesellschaft schon schwierig, aber wer als Muslim*in auf eine religiöse Lebensführung achtet, wird schnell auf Schwierigkeiten stoßen. Dies beginnt bei den religiösen Essensvorschriften, schon hier beginnt ein Lernprozess, wenn beispielsweise festgestellt wird, welche Inhaltsstoffe in Nahrungsmitteln verarbeitet sind, die Muslim*innen nicht erlaubt sind ( = verboten/haram) und nicht der islamischen Kategorisierung halal (= erlaubt) entsprechen. In diesem Zusammenhang haben unsere muslimischen Seelsorger*innen das notwendige Verständnis für die neue Situation, in der sich die Menschen befinden und für die Wichtigkeit, die Muslim*innen der Aufrechterhaltung ihrer muslimischen Lebensweise beimessen und können wertvolle Unterstützung leisten.
Kranke Schutzsuchende
Krankheiten warten nicht bis schutzsuchende Menschen die Flüchtlingsunterkunft verlassen. Menschen sind eventuell schon schwerwiegend erkrankt oder es wird bei ihnen oder ihren Kindern eine schwerwiegende Erkrankung festgestellt. Dann bedürfen auch diese Menschen einer krankenseelsorgerlichen Betreuung, angepasst an die aktuelle Lebenssituation des erkrankten schutzsuchenden Menschen und dessen speziellen Umstände in einer Aufnahmeeinrichtung.
Wegfall auffangender Familienstrukturen
Menschen aus islamisch geprägten Gesellschaften pflegen zumeist starke Familienbande und haben ein starkes Bedürfnis nach familiärer Gemeinschaft. Diese stärkenden und auffangenden Strukturen sind nunmehr weggebrochen, was eine einschneidende Veränderung darstellt. In dieser neuen Lebenssituation eine seelsorgende Gesprächspartnerin oder einen seelsorgenden Gesprächspartner an der Seite zu haben, stabilisiert.
Solidarität und Unterstützung als Bewältigungshilfe
Der Umstand, dass in der Zeit nach der unmittelbaren Traumatisierung der traumatisierte Mensch nicht alleingelassen wird oder sich allein gelassen fühlt, sondern Solidarität und Unterstützung erfährt, ist entscheidend für die Bewältigung der Traumafolgen.(1) Das bedeutet, dass eine seelsorgerliche Unterstützung der Schutzsuchenden von Anfang an sehr wirksam sein kann.
Eine psychologische oder psychiatrische Behandlung steht nicht jedem Bedürftigen offen, zu hoch ist der Bedarf, so dass viele abgelehnt werden müssen, und auch die sprachliche Barriere steht einer psychotherapeutischen Behandlung oft entgegen. In einer solchen Situation, in der eine professionelle Behandlung ausbleibt, können Seelsorger*innen durch ihren mitfühlenden Beistand Hilfe leisten. Aber auch in einer Situation, in der eine Möglichkeit zur professionellen Behandlung besteht, können Seelsorger*innen sich einsetzen, wenn von den Betroffenen selbst der eigene Bedarf nicht erkannt wird. In den seelsorgerlichen Gesprächen bleibt den Seelsorgenden nicht verborgen, wenn der oder die Betroffene stark belastet oder gar traumatisiert ist. Schwer traumatisierte Menschen leiden unter grauenvollen Bildern, die in ihrem Inneren immer wieder auftauchen, sie womöglich ihr Leben lang verfolgen – am Tage als Flashbacks oder als Alpträume in der Nacht - und sie nicht zur Ruhe kommen lassen, ihr alltägliches leben enorm beeinträchtigen Die schlimmen Ereignisse der Vergangenheit überschatten die Zukunft. Ihre Weltsicht und die Selbstsicht sind in den Grundfesten erschüttert. Hier sind die Betroffenen selbst in Gefahr, da ihr Umgang mit sich selbst und der Umwelt gestört ist. Durch erlittene Grausamkeit ist möglicherweise auch das Vertrauen zu anderen Menschen zutiefst verletzt. Seelsorge kann einen haltlosen, angstvollen Menschen innerlich stabilisieren, bei praktizierenden Muslim*innen unter Nutzung der islamisch-seelsorgerlichen Ressourcen (siehe SEELSORGERLICHE RESSOURCEN IM ISLAM). Wenn Seelsorgende feststellen, dass ein Bedarf an professioneller psychiatrischer und psychologischer Behandlung besteht, kann es sein, dass der oder die Betroffene dies zunächst nicht annehmen kann. Zum einen besteht kulturell bedingt oft eine große Unwissenheit über die Möglichkeiten der Psychiatrie und Psychologie, zum anderen besteht häufig eine große Ablehnung gegenüber einer psychiatrischen oder psychologischen Behandlung. Dies hängt mit dem gesellschaftlich geprägten Verständnis von psychischer Erkrankung und Behandlung zusammen. Auch in unserer Gesellschaft hat sich diese ablehnende und verurteilende Sicht lange gehalten, und Vorurteile psychisch Erkrankten sowie Psychiatern und Psychologen gegenüber sind noch immer nicht komplett verschwunden. Hier ist sensible Informationsvermittlung gefragt, die bestärkt werden kann durch Überlieferungen aus der prophetischen Sunna, dass nämlich die Gesundheit ein anvertrautes Gut ist und ein Muslim, eine Muslima dazu verpflichtet ist, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn dies erforderlich ist. Schwere seelische Verletzungen bedürfen einer ambulanten oder stationären Therapie. Diese kann von muslimischen Seelsorger*innen mit religiös aufbauenden und stärkenden Handlungen und Ressourcen begleitet werden.
Nicht immer brauchen Schutzsuchende eine professionelle psychiatrische, psychologische oder psychosoziale Behandlung. Nicht alle Fälle sind von dieser Schwere, nicht immer handelt es sich um Traumatisierung. Manchen von seelischer Belastung Betroffenen hilft es, über ihre Probleme zu sprechen und Verständnis und Empathie von ihrem Gesprächspartner, ihrer Gesprächspartnerin zu erfahren. Eine Unterstützung zu einem schnellstmöglich selbstbestimmten, würdigen Leben außerhalb von Flüchtlingsheimen trägt ebenso zur Besserung und Stabilisierung des seelischen Befindens bei.
In unserem Zusatzausbildungsgang Seelsorge für Schutzsuchende legen wir großen Wert darauf, dass alle Bedarfsfelder abgedeckt werden und dass die traumasensible Seelsorge ein wichtiger und tragender Ausbildungsbestandteil ist.
(1) Keilson, H. (1979): Sequentielle Traumatisierung bei Kindern. Stuttgart