
Levent Sayginsoy
Projektleitung
Ich koordiniere die vielfältigen Projekte, bin mitverantwortlich für die Organisationsentwicklung und bemühe mich um eine vertrauensvolle Netzwerkarbeit mit unseren Kooperationspartnern.

Sabine Stoll
Administrative Verwaltung
Ich kümmere mich um die Entwicklung von Angeboten für Kinder, Jugendliche und Familien. In Planung sind z.B. ein muslimischer Kindergarten sowie eine Ehe-, Familien- und Lebensberatung.

Ilkay Colakoglu
Verwaltung
Ich leite unser Büro, die Verwaltung und die Buchhaltung und unterstütze unsere Leitung.

Carla Jahn
Praktikantin
Stellen Sie Ihr Team vor! Fügen Sie Bilder, Texte und Links hinzu oder verbinden Sie Daten aus Ihrer Kollektion.
Religiöser, sozialer, kultureller Hintergrund und Chancengleichheit
Etwa 27,8 % der Insassen der Justizvollzugsanstalten in Baden-Württemberg gehören dem islamischen Glauben an.
Das ist ein vergleichsweise hoher Prozentsatz. Bei den Insassen handelt es sich aber nicht vorwiegend um Schwerkriminelle. Die Mehrheit sitzt wegen geringfügiger Delikte ein. Es kann sich um verhältnismäßig kurze Freiheitsstrafen wegen häufigem Schwarzfahren oder Verschuldung handeln bis hin zu Schwerwiegenderem wie Betrug, Diebstahl oder Körperverletzung.
Zu Delikten wie Betrug oder Diebstahl kommt es bei den muslimischen Insassen häufig dadurch, dass sie aus sozial und wirtschaftlich schwachen Gesellschaftsschichten kommen. Viele kommen mit ihrem Geld nicht aus, insbesondere vor dem Hintergrund einer Drogen- oder Spielsucht. Drogenkonsum und Glücksspiel sind im Islam zwar ausdrücklich untersagt, das bedeutet aber nicht, dass Muslim*innen vor diesen Problemen gefeit sind. Oft haben die Betroffenen schwerwiegende persönliche Probleme, die sie, verbunden mit einem familiären Umfeld, in welchem keine islamische Wertevermittlung stattfindet und sowieso schon ein großes Stresspotential vorhanden ist, in die Sucht geführt. Delikte wie Körperverletzung haben ihre Ursache zumeist darin, dass die Betroffenen in ihrer Umwelt nie gelernt haben, Konflikte anders als mit Gewalt zu lösen.
Eine muslimische Religionszugehörigkeit bedeutet in Deutschland mit großer Wahrscheinlichkeit auch einen Migrationshintergrund. Einzelne Menschen und Familien mit Migrationshintergrund sind im Allgemeinen von ganz spezifischen Problemen besonders intensiv betroffen. Neu Zugewanderte finden sich in einer fremden Gesellschaft mit unbekannten Regeln wieder. Die Sprache als Schlüssel für Integration und Teilhabe zu erlernen braucht Zeit. Migrant*innen befinden sich arbeitsmäßig, finanziell und wohnungsmäßig sehr häufig in einer prekären Situation. Sind schon familiäre oder wirtschaftliche Probleme aus den Herkunftsländern vorhanden, können diese in der neuen, unsicheren Situation zusätzlich verstärkt werden. Wegen mangelnder Deutschkenntnisse oder dem Umstand, dass viele Migrant*innen schon aus ihrer schwachen gesellschaftlichen Position in ihren Herkunftsländern heraus bildungsfern sind, ist oft die Unterstützung ihrer Kinder in der Schule nicht gegeben. Nicht zuletzt kommt zu dieser vielseitigen Belastung noch das Wahrnehmen und Spüren von Nichtanerkennung und Diskriminierung aufgrund ihrer national-kulturellen Herkunft und ihrer islamischen Religionszugehörigkeit. Die Vorurteile gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund und die Diskriminierung von Migrant*innen, und da speziell nochmal von Muslim*innen im Alltag, in Schule und Ausbildung, bei der Wohnungs- und Arbeitssuche sind in unserer Zeit nicht zu unterschätzen. Sie wirken belastend auf den Einzelnen und können weitreichende Konsequenzen für das Leben der Betroffenen haben. In Studien wurde nachgewiesen, dass Menschen mit Migrationshintergrund im Vergleich zu Menschen ohne Migrationshintergrund wesentlich stärkeren psychischen Belastungen ausgesetzt sind.
Eine muslimisch-seelsorgerliche Betreuung im Gefängnis zeigt Muslim*innen, dass für sie das Gleiche getan wird wie für ihre christlichen Mitinsassen. Dies wirkt sich befriedend unter den Gefangenen und auf das Sozialverhalten aus.
Eine erfolgreiche Integration kann viele Delikte von (muslimischen) Migrant*innen verhindern. Dazu gehören der Wille des Einzelnen aber auch Hilfestellungen auf dem Weg zur gleichberechtigten Teilhabe und die Arbeit gegen Vorurteile und Diskriminierung.
Irmeli Thienes, Reportage aus dem Gefängnis. Fast ein Viertel der Gefangenen in Bruchsal sind Muslime, in: Bruchsaler Rundschau, 29.4.2019
Vergleiche hierzu:
Robert Koch Institut, Bericht: Migration und Gesundheit (2008), URL: http://www.migration-boell.de/web/integration/47_3119.asp (letzter Zugriff: 27.4.2020).
Als wichtige Kontaktadressen für Betroffene sei erwähnt:
Antidiskriminierungsstelle des Landes Baden-Württemberg (LADS)
Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg
Else-Josenhans-Straße, 670173 Stuttgart
Tel.: 0711 123-3990
Eine Informationsbroschüre der LADS inklusive einer Übersicht der lokalen Beratungsstellen kann auf der Website der Antidiskriminierungsstelle heruntergeladen werden.